Gesa, Diabetes Typ 1: „Guckt mal, der Junkie da setzt sich in der Öffentlichkeit erstmal ’nen Schuss“.

von | Nov 12, 2015 | Last updated Apr 25, 2023

Gesa hat und erzählt, wie sie Lada, also eine Form von Typ1, in ihren Alltag integrier(en muss):
Also, gemerkt, dass ich Diabetes habe, habe ich in der 11. Klasse 2007. Der Verlauf war ganz klassisch: ich war immer müde und schlapp, hatte vermehrten Harndrang, mir war vermehrt übel und ich hatte Kopfschmerzen usw. Mit diesen Symptomen bin ich dann zum Arzt gegangen, der dann Diabetes festgestellt hat. Danach würde ich zum Diabetologen überwiesen, wo es dann eine kurze Einführung zur Insulintherapie und zum Umgang mit Spritzen etc. gab. Ich bekam feste Werte und sollte mein Essverhalten protokollieren um die Werte in der nächsten Woche anzupassen. In der darauf folgenden Woche wurden dann die Protokolle ausgewertet und die Therapie angepasst.
Kurze Zeit darauf musste ich dann zur wöchentlichen Schulungen (insgesamt glaube ich 6), wo man lernt, seine Insulindosierung selbst zu berechnen. Seitdem lebe ich nach dem Schema 10g KH = 2 Einheiten.

In meinem Alltag hat sich erstmal nicht viel verändert, abgesehen davon, dass man vor jeder Mahlzeit rechnen/ schätzen musste, wie viele KH eine Mahlzeit hat, bzw wie viel Insulin man braucht. Irgendwann hab ich mich dann aber tiefer mit dem Thema Ernährung beschäftigt und gemerkt, dass es einfacher und gesünder ist, mehr Protein und „gute“ KH zu mir zu nehmen.

Durch einen gesünderen Lebenstil (gute Ernährung und Sport) haben sich meine Blutzuckerwerte, vor allem der Langzeitwert enorm verbessert. Dies ist wichtig, um Folgeschäden wie z.B Blutgerinsel, schlechte Wundheilung, Erblindung zu vermeiden bzw abzumildern.

Es gibt einige falsche Meinungen oder Unwissen zu Diabetes: Am meisten habe ich gehört, dass Diabetes dadurch entsteht, dass man zu viel Zucker zu sich genommen hat und faul ist. Das stimmt nicht, Diabetes Typ 1 ist großenteils genetisch bedingt.
Ein anderer Patient bei einer Kontrolle wollte mir mal weiß machen, dass er bald geheilt ist, weil er ja viel Sport macht. Bei Typ 2 kann das in Teilen stimmen, Typ 1 leider nicht.
Das Schlimmste was mir mal passiert ist: ich wollte in einem Restaurant am Tisch mein Insulin spritzen und hörte nur hinter mir „guckt mal, der Junkie da setzt sich in der Öffentlichkeit erstmal ’nen Schuss“.

Die Allgemeinheit sollte wissen, dass man mit (einer gut eingestellten) Diabetes keine Einschränkungen hat. Es nicht komisch, seltsam, eklig oder sonst etwas ist, wenn sich jemand seine Dosis spritzt, und dass die meisten Diabetiker durchaus bereit sind, zu erklären warum man das tun muss.

Tipp für Betroffene, die sich unsicher sind oder Fragen haben: Fragt den Arzt einfach alles (es gibt keine dummen Fragen), oder fragt nach speziellen Schulungen. Bei Angehörigen: je jünger der Patient, umso besser weiß er was er da tut (abgesehen von Kleinkindern). Bei Rentnern habt ein wenig ein Auge darauf. Meinem Opa musste ich z.B erklären, dass er nicht vor der Autofahrt spritzen darf, da er nicht einschätzen kann wie lang es bis zum Essen dauert.
Sonst ist mir wichtig zu betonen, dass man sich durch eine Krankheit nicht unterkriegen lassen sollte. Man kann alles tun, wie vorher!
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